Gesundheitspersonal in Großbritannien wechselt zu Online-Sexarbeit

Die sexy Krankenschwester ist mehr als nur eine kuriose Fantasie. In Großbritannien wechseln viele Arbeiter aus dem Gesundheitssektor zur Sexarbeit. Erst recht seit der Corona-Pandemie. OnlyFans-Star James Cowe ist einer von ihnen.

Pfleger wird zum Online-Sexstar

Ein Prozent Gehaltserhöhung – das war dann doch etwas zu wenig! Nach einem Jahr Pandemie, in welcher der ohnehin schon gebeutelte Gesundheitssektor auf die Härteprobe gestellt wurde, erschien vielen dort Angestellten die Erklärung des britischen Premierministers Boris Johnson im März 2021 wie eine Farce.

James Cowe, ein 23-jähriger Pfleger, fühlte sich unter Wert verkauft. Bei seiner Arbeit mit dementen Personen konnte er sich noch so viel Mühe geben – finanzielle Anerkennung gab es seiner Meinung nach zu wenig. Eine neue Einkommensgrundlage musste her.

„Sorry Boris“: Monatsgehalt höher als ehemaliges Jahresgehalt

Mit seinem attraktiven Äußeren fiel Cowe der Wechsel in die Erotik-Branche scheinbar nicht allzu schwer. Nach seinen ersten 22 Tagen auf der Content-Plattform OnlyFans habe der durchtrainierte Brite bereits mehr verdient als das ganze Jahr zuvor.

Auf seinem Profil gibt er sich natürlich, nahbar, verspielt und bekommt dafür die entsprechende Anerkennung. 11,99 US-Dollar kostet sein Monatsabonnement. Tausende von Fans folgen seinem Profil bereits.

James Cowe Online-Sexarbeiter
(Quelle: Instagram – jambocowe)

In einem, mittlerweile gelöschten, TikTok Beitrag erklärt der Sex-Star: „Wegen der Gehaltserhöhung von einem Prozent habe ich mit OnlyFans angefangen und mache mehr Geld in drei Tagen als in einem Monat auf der Arbeit.“ Der Wechsel klingt dementsprechend endgültig: „Sorry Boris, aber ich bin fertig mit dem Gesundheitssektor. Jetzt bin ich Online-Hure.“

Die etwas polemische Beschreibung als Online-Hure mag der Grund für die Löschung des Posts sein. Denn auf OnlyFans verkaufen die Content-Creator ihren Körper eigentlich nicht direkt, sondern geben ihren Followern per Bilder und Videos intime Einblicke in ihr Leben. Dass Erotik-Stars die Plattform auch gezielt für echte Sextreffen gegen Bezahlung und die Suche nach Porno-Drehpartnern nutzen, ist eher die Ausnahme.

Viele Sexarbeiter stammen aus sozialen Berufen

Dass viele ehemalige Krankenpfleger gerade jetzt in alle möglichen Formen der Sexarbeit wechseln, scheint für Joane Csete, einer Gesundheitsexpertin der Columbia University, keine Überraschung zu sein.

„Es gibt in der Vergangenheit viele Beispiele, das bezahlter Sex als eine Art Notfall-Überlebensstrategie gesehen wird“, erklärt sie medscape.com. Die Pandemie gehöre eben dazu.

Doch nicht nur Gesundheitspfleger ziehen die Reißleine. Unter den Sexarbeitern haben in Großbritannien laut einer Studie mit 240 Befragten ganze 70 Prozent einen Hintergrund im Gesundheits-, Erziehungs- oder Wohltätigkeitssektor.

Das gilt übrigens nicht nur für die Insel. Deutsche Pornostars wie Texas Patty oder Hannah Secret arbeiteten vor ihrer Erotik Karriere ebenfalls im Gesundheitssektor.

Das Web erleichtert den Einstieg in die Sexarbeit

Und das, obwohl sich Gesundheits- und Sexarbeit eigentlich mit Argwohn betrachten: Sexarbeiter fühlten sich laut Joane Csete häufig stigmatisiert. Gesundheitsarbeiter seien hingegen überdurchschnittlich oft Zeugen der negativen Auswirkungen von Sexarbeit und sähen sie schlichtweg als kriminellen Akt an.

Krankenschwester bei der Online-Sexarbeiter
Foto: Roman Samborskyi – Shutterstock.com

Amateur-Pornoseiten, Fan-Portale wie Only-Fans oder Webcam-Sex ändern das jedoch. Die Online-Sexarbeiter sind Übergriffen und anderen Risiken weniger ausgesetzt. So sinkt letztlich die Einstiegshürde, selbst für das Personal im Gesundheitssektor. Einige Vorbehalte bleiben aber sicher bestehen.

Dass die Rückkehr von der Sexarbeit in den Gesundheitssektor gelingt, ist nicht gesagt. Für James Cowe ist das aber auch keine Frage. „Ich würde mich nicht sehr willkommen fühlen“, erklärt der OnlyFans-Star, „Ich hätte aber auch nicht den Wunsch zurückzukehren, da ich dort am Schluss einfach nur ausgebrannt war.“