Mit Hilfe von Face Swap Apps lassen sich ohne großen Aufwand private Fotos in Nacktbilder und Sexfilme montieren. Die fatalen Folgen: Zahlreiche Menschen finden ungewollt ihr Gesicht in Pornos im Internet wieder. Was es mit den Deepfake Pornos auf sich hat und wie man sich dagegen wehren kann, zeigen wir im Folgenden.
Was ist Deepfake Porn?
Bei Deepfake Pornos handelt es sich um Bilder oder Videos mit pornografischen Inhalten, in die mit Hilfe von sogenannten Face Swap Apps das Gesicht einer Person montiert wurde. Die dahintersteckende Technik basiert auf Künstlicher Intelligenz (KI). Sie ist heute so weit fortgeschritten, dass die manipulierten Aufnahmen äußerst realistisch aussehen.
Natürlich lassen sich mit Face Swap Apps auch harmlose Inhalte konstruieren, Studien zufolge handelt es sich aber bei 96 % aller Deepfakes um Pornos. Die Opfer sind fast immer weiblich.
Immer mehr Frauen finden sich ungewollt in Deepfake XXX-Inhalten wieder
Schauspielerinnen, Influencerinnen oder Politikerinnen – anfangs waren es vor allem prominente Frauen, zu denen Deepfake Nudes und Pornos erstellt und im Netz verbreitet wurden. Prominente Opfer hierzulande sind bspw. Youtuberin „Mrs Bella“ und Politikerin Annalena Baerbock. Laut Spiegel brachten Unbekannte im Bundestagswahlkampf 2021 eine gefälschte Aufnahme von Baerbock in Umlauf, welche in Wahrheit ein osteuropäisches Erotik-Model zeigte.
Doch mittlerweile sind es nicht mehr nur Promi-Frauen, die sich in Porno Deepfakes wiederfinden. Recherchen des SWR-Investigativformats Vollbild zufolge, zählen immer mehr Privatpersonen zu den Opfern. KI-Experte Henry Ajder erklärt: „Wir sprechen im Zusammenhang mit dem Missbrauch von Bildern über Millionen von Frauen, die jetzt ins Visier genommen werden.“
Mit Face Swap Apps lässt sich quasi von jeder beliebigen Frau ein Deepfake Porno oder Nacktbild ohne ihre Zustimmung erstellen – Voraussetzung ist lediglich, dass man ein Gesichtsbild von ihr hat. Die Bedienung der Apps ist kinderleicht. Vollbild testete im Rahmen seiner Recherchen die Premium-Version einer Deepfake-App und innerhalb weniger Minuten gelang es dem Team mühelos und ohne jegliche Vorkenntnisse, ein fremdes Gesicht in einen Pornoclip zu montieren.
Viele Täter sind Männer aus dem privaten Umfeld
Doch wer erstellt Deepfake Sexvideos und -bilder von Frauen, ohne deren Zustimmung? Die Vollbild-Recherchen decken auf, dass es sich fast immer um Männer handelt.
Manche Täter möchten mit Deepfake Porno Apps ihre sexuellen Fantasien befriedigen. Andere möchten damit hingegen Frauen aus ihrem privaten Bekanntenkreis demütigen oder sich an ihnen rächen. Nicht selten gehen Face Swap Pornos auch mit Bedrohung oder Erpressung einher und werden von Männern bei Beziehungsstreitigkeiten gezielt als Waffe eingesetzt.
Im Internet finden sich Foren, in denen unzählige private Fotos von Frauen öffentlich einsehbar sind. Einige wurden bereits manipuliert und zeigen die Frauen vermeintlich nackt oder bei sexuellen Handlungen. Bei noch-unbearbeiteten Originalbildern sind teils Aufforderungen an andere Mitglieder zu lesen, aus den Aufnahmen Deepfakes zu kreieren.
Sind Deepfake-Nudes und -Sexfilme strafbar?
Die Landeskriminalämter gaben auf Anfrage von Vollbild bekannt, dass Deepfakes bislang kein eigener Straftatbestand sind. Sie fallen dagegen unter mehrere Tatbestände, bspw. Verstöße gegen das Kunsturheberrechtsgesetz.
Laut Rechtsanwalt Christian Solmecke stellt das Deepfaken von Pornos eine Verletzung fremden Datenschutzrechts dar. Eine Strafbarkeit ergibt sich aus dem Bundesdatenschutzgesetz nach § 42 BDSG – wenn die Datenverarbeitung das Ziel hatte, die betroffene Person zu schädigen, kann eine Haftstrafe bis zu 2 Jahren drohen.
Außerdem kann man „den Ersteller solcher Fake-Pornos wegen Beleidigung, Verleumdung oder übler Nachrede (§§ 185 – 187 Strafgesetzbuch, StGB) anzeigen.“
Wie kann man sich gegen Porno Deepfaker wehren?
Wenn Opfer von Deepfake Pornos die gefälschten Aufnahmen von sich im Netz finden, sind Scham, Ohnmacht und Verzweiflung die typischen Reaktionen. Damit es erst gar nicht soweit kommt, sollten verschiedene Schutzmaßnahmen getroffen werden.
Zum einen geht es um ein bewusstes Surfverhalten im Internet. Bspw. sollte man sich vor dem Hochladen von privaten Bildern immer überlegen, wer diese sehen kann. Fotos, die öffentlich einsehbar sind, etwa Profilbilder, sind mit Bedacht auszuwählen und können im Zweifel auch zensiert werden. Auf Anfragen von Unbekannten nach Fotos oder Videos, bspw. in Chats, sollte man prinzipiell skeptisch reagieren und nur darauf eingehen, wenn man der Person wirklich vertraut.
Wenn man auf Deepfake Pornos im Netz stößt, sollte man die Löschung beim Seitenbetreiber beantragen. Auch wenn man nicht selbst die im manipulierten Porno dargestellte Person ist, kann man so anderen Opfern helfen. Zu erkennen sind die Fake-Sexfilme bspw. daran, dass der Kontext unsinnig ist oder immer wieder unscharfe und unstimmige Sequenzen auftauchen. Mit Hilfe des kostenlosen Online-Tools Deepfake-O-Meter kann man den Fälschungen ebenfalls leicht auf die Schliche kommen.
Natürlich sind die Täter schwer zu ermitteln, aber man kann zumindest gegen die Deepfake Porno Generatoren, die sie nutzen, aktiv werden. Eine Petition der Organisation Hate Aid richtet sich gegen den Missbrauch von Face Swap Apps. Sie fordert u. a. einen Stopp der Manipulation von Nacktaufnahmen, den Rausschmiss von Faking-Apps aus den App-Stores und stärkere Gesetze gegen Porno-Missbrauch von Privatfotos. 76.937 Unterschriften konnten gesammelt werden – nun liegt es an Digitalminister Volker Wissing, gegen Deepfake-Porn aktiv zu werden.