London: Weltweit erstes Vagina-Museum öffnet seine Pforten

Zur Würdigung des weiblichen Intimbereichs: Weltweit erstes Vagina-Museum im Londoner Szene-Viertel Camden eröffnet. Die Museums-Besucher werden mit verschiedenen Attraktionen, von gehäkelten Vaginen bis hin zu glitzernden Tampons, über die Intimzone der Frau aufgeklärt.

Vagina-Museum räumt mit Vorurteilen auf

Jüngst stellte sich in einer YouGov-Umfrage heraus, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung Großbritanniens Aussehen und Funktion der Vagina nicht kennen. Es scheint also noch Aufklärungsarbeit zu bestehen. Und womit könnte das besser gelingen als mit einer Ausstellung, die sich voll und ganz dem Intimbereich der Frau verschrieben hat?

Am 16. November eröffnete im Londoner Szene-Viertel Camden das weltweit erste Vagina-Museum. Bereits Ende des vergangenen Jahrtausends nahm im isländischen Reykjavik das Gegenstück, ein Penis-Museum, seinen Betrieb auf. Im Sinne der Gleichberechtigung ist es ein wichtiger Schritt, dass nun auch die weibliche Intimzone angemessen gewürdigt wird.

Das Vagina MUesum Team: Florence Schechter, Zoe Williams und Sarah Creed (v.l.)
Vagina Muesum Team: Florence Schechter, Zoe Williams und Sarah Creed (v.l.)

Man erhofft sich, dass endlich ohne Tabus und falschen Scham über die Vagina gesprochen werden kann und Vorurteilen ein Ende gesetzt wird. Florence Schechter, Museumsgründerin, verdeutlicht das im Interview mit AFP an einem Beispiel: „Die Vagina und Vulva sind kein unreiner Körperteil. Und die Idee, sie wäre unrein, ist nur ein weiterer Ausdruck patriarchalischer Strukturen.“ Sie ist davon überzeugt, dass mit der Ausstellung gegen Stigmatisierungen dieser Art etwas unternommen werden könne.

Ähnlich sieht das Sarah Creed, Kuratorin des Museums. Sie sagt: „Ich hoffe, dass die Ausstellung der Beginn einer Veränderung für mehr Offenheit den weiblichen Intimbereich betreffend ist und die Leute sich nicht mehr schämen, darüber zu reden.“

Von Jungfräulichkeitsseifen bis Vagina-straffende Cremes

Die Besucher des Vagina-Museums können gleich zu Beginn einen Fragebogen über den Intimbereich der Frau beantworten. Das hilft dabei, besser einzuschätzen, wie gut man sich eigentlich mit der weiblichen Sexualität auskennt. Wissenslücken lassen sich dann bei der Museumsbesichtigung schließen.

Und es gibt einige interessante Ausstellungsstücke zu sehen – ein Exponat kurioser als das andere. Einige Produkte ziehen besonders viel Aufmerksamkeit auf sich, darunter die „Jungfräulichkeitsseifen“ und Vagina-straffenden Cremes. Aber auch die Häkel-Vaginen, Glitzer-Tampons und vor allem der Schlüpfer mit Scheidenausfluss zählen zu den Museums-Highlights. Letzterer hängt an der Wand und wurde von Museumskuratorin Sarah Creed höchstpersönlich zur Ausstellung beigesteuert. „Das ist meine ausgeblichene Unterwäsche. Ich habe sie eingerahmt, um euch zu sagen, dass das okay ist. Sorry, Mama“, verrät sie.

Gründerin: Menschen sterben vor Scham

Die Ausstellung befindet sich in einem alten Gebäude zwischen Second-Hand-Läden und Souvenir-Shops. Schechter war zuvor bereits an drei Wechselausstellungen zum gleichen Themenbereich beteiligt und verfügt deshalb über einen großen Erfahrungsschatz.

Inwieweit ihr das beim Aufbau ihrer eigenen Ausstellung genützt hat? Zumindest hat sie einen umfassenden Einblick in die Gefahren, die eine mangelhafte Aufklärung über die weibliche Sexualität mit sich bringt. Einer Umfrage von Jo's cervical cancer trust aus dem Jahr 2017 zufolge lassen sich mehr als ein Viertel der britischen Frauen zwischen 25 und 29 nicht auf Gebärmutterhalskrebs testen, weil ihnen die Vorsorgeuntersuchung beim Arzt peinlich ist. Etwas überspitzt bringt es Schechter auf den Punkt: „Menschen sterben im wahrsten Sinne des Wortes vor Scham.“

Anwohner sind besorgt

Ohne die Spenden von über tausend Crowdfunding-Supportern Anfang des Jahres wäre es nie möglich gewesen, das Projekt eines Vagina-Museums umzusetzen. „Es haut mich immer noch um, wie viel Unterstützung und Liebe uns bei der Realisierung der Ausstellung entgegengebracht wurde“, so Schechter.

Vagina-Museum-London

Dennoch sind nicht alle derart positiv gestimmt. Von den Anwohnern gibt es vereinzelt kritische Stimmen das Vagina-Museum betreffend. Befürchtung: Der kostenlose Eintritt würde alkoholisierte junge Leute anlocken, die Schabernack mit den Vagina-Exponaten treiben. Und das obwohl die Ausstellung eher nüchtern mit dem Thema des weiblichen Geschlechtsteils umgeht. Denn: Das Museum soll keine Anlaufstelle für spät pubertierende Jugendliche oder junge Erwachsene sein, sondern ernsthafte Aufklärungsarbeit leisten.

Wer dennoch ein belustigendes Andenken mit nach Hause nehmen möchte, kann in dem Museumsshop vorbeischauen. Dort gibt es unter anderem Postkarten mit der Aufschrift „Viva la Vulva“ und Vagina-förmige Ohrringe zu kaufen.