Erst Hörsaal, dann Sexarbeit – der pikante Nebenjob vieler Studenten

Eine britische TV-Dokumentation zeigt: Immer mehr Studenten verdienen ihren Lebensunterhalt mit Sexarbeit. Aufgrund hoher Kosten fürs Studium, die Miete und diverse Rechnungen ziehen viele Studenten diese Verdienstmöglichkeit schlecht bezahlten Aushilfstätigkeiten vor.

5 Prozent der Studenten sind Sexarbeiter

Als Kellner im Restaurant oder Kassierer im Supermarkt zu arbeiten, sind typische Studentenjobs. Doch mit der Erotikbranche ist nun auch eine unter Studenten weniger klassische Branche sehr gefragt, wie die TV-Dokumentation „Student Sex Workers“ des britischen Senders Channel 5 zeigt.

Laut Schätzungen finanzieren sich 5 Prozent der britischen Studenten, also jeder zwanzigste, die Universität mit Sexarbeit. Zu den gängigsten Jobs im frivolen Business zählen der als Escort, Pornodarsteller oder Camgirl. Da sich mit erotischer Arbeit deutlich mehr Geld machen lässt als mit schlecht bezahlten Minijobs, wird dieser Trend vermutlich nicht so schnell abebben.

Camgirl-Branche boomt

Als Camgirl vor der Kamera die Hüllen fallen zu lassen, zählt mit Abstand zu den beliebtesten erotischen Nebentätigkeiten bei Studentinnen. Die Gründe: Flexible Arbeitszeiten, geringer Aufwand und hohe Verdienstmöglichkeiten.

Vor einigen Jahren war es noch undenkbar, auf diese Weise sein Geld zu verdienen. Aber das hat sich mittlerweile geändert. Die Gesellschaft ist offener geworden und die Menschen beäugen die schlüpfrige Branche weniger kritisch. Rick Morales, Business Development Manager vom Sexcam-Portal Stripchat, sagt dazu: „In der Vergangenheit hätte sich kaum eine Studentin dafür entschieden, als Camgirl zu arbeiten. Aber Zeiten ändern sich nun mal und die sozialen Gepflogenheiten lockern sich. Deshalb ist die Arbeit vor der Webcam in diesen Tagen ein wenig normaler geworden.“

Camgirl Jasmine
Camgirl Jasmine

Die 23-jährige Jasmine, die eine Ausbildung zur Sanitäterin absolviert, berichtet in der TV-Doku, dass sie pro Nacht vor der Webcam rund 1.000 Pfund (mehr als 1.100 Euro) verdienen könne. Teilweise zahlen die Männer 2 Pfund, also 2,23 Euro, pro Minute, nur um mit ihr zu chatten. Da braucht es nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, wie hoch ihr monatliches Einkommen sein muss. Die Arbeit als Webcam-Girl kann also ohne zu übertreiben als äußerst lukrativ bezeichnet werden.

Dafür muss Jasmine ihren Zuschauern aber auch erstklassige Camshows bieten, was laut eigener Aussage nicht immer einfach ist. „Ich muss so tun, als ob ich geil wäre, selbst wenn ich es nicht bin“, sagt die Studentin. Ihr eigenes Empfinden spielt also keine Rolle. Es zählt nur, dass sie ihren Zuschauern mit ihrer Webcam-Performance eine unvergessene Zeit bereitet.

Hohes Einkommen statt Mindestlohn

Es gibt verschiedene Gründe, warum sich Studenten für Sexarbeit entscheiden. Der Drang sich frei auszuleben, etwas Neues auszuprobieren oder einfach Spaß am Sex zu haben, gehören sicherlich dazu. Aber man sollte sich keine Illusionen machen: Für die meisten ist das Geld der ausschlaggebende Grund für eine erotische Nebentätigkeit.

Und dabei geht es nicht mal unbedingt darum, dass die Verdienstmöglichkeiten im Erotik-Business jeden Normalverdiener vor Neid erblassen lassen. Den meisten Studenten ist es lediglich wichtig, ohne finanzielle Sorgen studieren zu können. Mit dem geringen Verdienst eines Minijobs als Kellner oder Kassierer wäre das schließlich nicht möglich. Davon weiß auch Jasmine ein Lied zu singen: „Der Mindestlohn würde nicht einmal ausreichen, um meine Miete zu bezahlen.“

Tom, ein schüchtern wirkender junger Mann, arbeitet hauptsächlich im Escort-Bereich, um sich sein Physik-Studium zu finanzieren. Auch er schildert Existenzängste und finanzielle Engpässe, die ihn letztlich zu dem Schritt ins schlüpfrige Business bewogen haben. Er sei richtig verzweifelt gewesen, habe sich aus der Not geboren dann dazu gezwungen gesehen, Sexarbeit zu seiner Nebentätigkeit zu machen. „Früher habe ich gedacht, dass niemand so ein Zeug macht. Aber jetzt sehe ich, wie Frauen damit ein echtes Vermögen machen“, begründet der Rotschopf seine Entscheidung. Um Miete, Kurse und Bücher zahlen zu können, blieb ihm nichts anderes übrig.

Von der Studentin zum Vollzeit-Pornostar

Pornostar Carly Rae
Pornostar Carly-Rae

Oft folgt auf den Studienabschluss der unmittelbare Ausstieg aus der Sexbranche. Dass es jedoch auch anders geht, zeigt sich an der ehemaligen Mode-Studentin Carly-Rae.

Im Alter von 19, noch zu Studienzeiten, drehte sie ihre ersten Pornos – vorzugsweise im Lesben-Genre. Inzwischen konnte Carly-Rae ihr Studium abschließen, steht als Vollzeit-Pornostar jedoch weiterhin für Erotik-Filme vor der Kamera. Und das mit beachtlichem Erfolg. Mehrfach prämiert und nominiert für zahlreiche renommierte Branchen-Awards ist sie mittlerweile nicht mehr nur vor der Kamera tätig, sondern auch als Produzentin ihrer eigenen Pornofilme.

Die Entscheidung nach dem Studium die Pornokarriere fortzusetzen, traf Carly-Rae aus freien Stücken und nicht aus finanziellen Erwägungen. „Ich habe nicht darüber nachgedacht, einen 'normalen‘ Job zu beginnen. Ich habe einfach das gemacht, woran ich Spaß habe“, so die Britin.

Carly-Raes gute Freundin Pal Roo, die ebenfalls während des Studiums ihren Einstieg in die Sexarbeit hatte, entschied sich hingegen dieses im zweiten Studienjahr abzubrechen. Wie sie in der Channel-5-Dokumentation verrät, war es ihr wichtiger, sich voll und ganz auf ihre Karriere als Camgirl und Pornodarstellerin zu konzentrieren.

Universitäten mit striktem Verhaltenskodex

Trotz überdurchschnittlicher Verdienstmöglichkeiten hat die Tätigkeit als Sexarbeiter für Studenten auch eine Kehrseite. Jasmine schildert, dass sie wegen der Arbeit als Exotic-Dancer, Model und Camgirl an ihrer Uni schnell in Verruf geraten sei. Dies liegt daran, dass es der Verhaltenskodex der meisten Universitäten in Großbritannien untersagt, dem Ruf der Institution in jedweder Hinsicht zu schaden.

„Diese Leute leben in einer Blase. Nur weil jemand ohne Kleidung tanzt, macht das ihn nicht zu einem minderwertigen Wesen“, sagt die 23-jährige. Dennoch sollte man den Status Quo auf keinen Fall unter den Teppich kehren. Zwar ist die Gesellschaft offener geworden und die meisten Unis gehen lockerer als früher mit dem Thema „Sexarbeit“ um, aber es gibt immer noch viele Bedenken und Vorurteile. Dies geht auch aus der TV-Doku hervor. Wer Student ist und mit dem Gedanken spielt, als Escort oder Camgirl zu arbeiten oder Pornodarsteller zu werden, sollte sich das daher im Vorhinein gut überlegen.