Gegen ein Berufsverbot: Prostituierte wollen in Berlins Straßen tanzen

Ein Prostitutionsverbot ist keine Lösung: Sexarbeiter wollen in Berlin auf der Straße tanzen, um sich Gehör zu verschaffen. Grund sind die immer wieder aufkeimenden Forderungen nach einem Verbot im Rahmen des „Nordischen Modells“. Doch die Politik soll endlich auch die Meinung der Betroffenen mit einbeziehen.

Prostitutionsverbot als Idee des Populismus

Sollte Sexarbeit in Deutschland verboten werden? Immer wieder wird eine Gesetzesänderung hin zum „Nordischen Modell“ diskutiert, bei dem die Inanspruchnahme von Prostitution faktisch verboten ist. Demnach würden Freier bestraft, wenn sie sexuelle Dienstleistungen gegen Bezahlung annehmen. Ebenso könnte die Vermittlung und das Bereitstellen von Arbeitsräumen, also Bordellen oder Stundenhotels, kriminalisiert werden.

Das Paysex-Portal Kaufmich.com bezeichnet die immer wieder aufflammende Debatte als „totgerittenes Pferd“. Melissa Mayr, Sprecherin der Plattform, erklärt: „Wir denken, dass sich Politikerinnen mit dieser vermeintlich so harten Forderung nur ins mediale Rampenlicht stellen wollen, ohne sich jedoch inhaltlich damit auseinandergesetzt zu haben.“

Schuld an der unreflektierten Debatte seien christliche und vermeintlich frauenrechtliche Gruppierungen aus den USA und Deutschland. Keine dieser Gruppen setze sich jedoch wirklich mit der Thematik auseinander.

Nur ein Ende der Stigmatisierung schafft bessere Bedingungen für Sexarbeiter

Ein Verbot der Sexarbeit würde nach Meinung von Kaufmich genau das Gegenteil von dem bewirken, was eigentlich das Ziel sein sollte: Prostitution würde ohne Regeln weiter im illegalen Raum stattfinden und die Anbieterinnen würden weiter stigmatisiert werden.

Tanzdemo We are Sexworkers
Grafik: Kaufmich

Stattdessen fordert Kaufmich daher schon seit langem eine komplette Entkriminalisierung sowie legale und transparente Arbeitsbedingungen für Prostituierte. Sexarbeiter sollen endlich als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft anerkannt werden. Ein Verbot ihrer täglichen Arbeit sorge jedoch für mehr Stigmata und verhindere Aufklärung.

„Sexarbeiter_innen, die die sich frei und selbstbestimmt für diese Arbeit entschieden haben, werden mit dem geplanten Sexkauf-Verbot unfreiwillig zu Opfern gemacht“, sagt Melissa Mayr. Sie fordert: „Nehmt Escorts endlich ernst, hört ihnen zu und tretet in den Dialog, statt einseitig völlig realitätsferne Forderungen zu stellen.“

Protestaktion in Berlin geplant

Da viele der politischen Debatten zu einem Verbot des ältesten Gewerbes der Welt jedoch weiterhin über den Köpfen der Betroffenen stattfinden, wollen diese sich am 4. Mai im Rahmen einer Protestaktion in Berlin Gehör verschaffen. Die Aktion wird von #WeAreSexworkers und dem Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V. (BesD e.V.) organisiert.

Geplant ist eine Tanzdemo, bei der die Sexarbeiterinnen ihrem Anliegen Gehör verschaffen können – und sicher auch auffallen werden. Auch Kaufmich ist mit einer finanziellen Spende von 3.000 Euro an dem Protest beteiligt. Die Plattform setzt sich seit seiner Gründung 2009 für Aufklärung und Beratung von Sexarbeiterinnen ein. Rund 8 Millionen Besucher rufen das Paysex-Portal monatlich auf.