Gelegenheitssex ist oft unberechenbar und ein wahres Kunststück für sich. So oder zumindest so ähnliche Erfahrungen haben bereits viele am eigenen Leib machen müssen, wenn es um das Thema Sex ohne Liebe geht. Wie viele solcher Erzählungen von Menschen kennt man, die anfangs bloß eine reine Affäre ohne Gefühle gesucht haben, aber dann kläglich daran gescheitert sind, Sex und Liebe zu trennen? Warum können einige alles auf einen Moment reduzieren und einfach nur Sex haben, während es Anderen nicht mal gelingt, sich Sex ohne Gefühle bloß vorzustellen?
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Was bedeutet Sex ohne Liebe?
Einfach nur Sex ohne Verpflichtungen zu haben trägt in unserer Welt, in der ein Beziehungsstatus sich per Klick sekundenschnell ändern lässt, viele Namen. Abhängig von der Situation wird ein solches Arrangement, bei dem es nur um Sex geht, auch Hookup, One-Night-Stand, Tryst oder Booty Call genannt und mit einer Reihe anderer Begriffe bezeichnet.
Im Grunde bezieht es sich aber immer auf dasselbe Phänomen und zwar einvernehmlichen, unverbindlichen Sex ohne romantische Avancen, außerhalb einer festen Bindung. Die Kunst hierbei liegt jedoch darin, es nur beim Sex zu belassen, frei von zwischenmenschlichen Erwartungen oder Exklusivität.
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Sex ohne Liebe – Stereotypen und Klischees
Bei dem Thema Sex ohne Liebe existieren historische, religiöse und kulturelle Vorurteile, die insbesondere kritisch gegenüber Frauen sind. Hartnäckig halten sich teils altertümliche Vorstellungen davon, dass eine anständige Frau ihren „Keuschheitsgürtel“ nur in einem ehelichen Bund oder in einer festen Beziehung ablegen darf.
Frauen, die nur Sex wollen, aber nicht mehr, wurden nicht nur in der Vergangenheit, sondern werden bis in die Gegenwart, für dieses Verhalten dämonisiert. Aber wie sieht es im Jahr 2023 aus? Ist es immernoch nur dem Mann vorbehalten, Sex ohne Gefühle zu haben, oder existiert auch die Frau, die nur Sex will und nicht mehr?
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Sex ohne Gefühle, darf sie das?
Sie will nur Sex? Das stößt bei manchem Mann auf Unverständnis. Eine Frau, die eine reine Sexbeziehung pflegt und die Frechheit besitzt, Sex zu haben, ohne Gefühle zu entwickeln für Ihn, die kann nur als „Schlampe“, „Hure“ oder Schlimmeres bezeichnet werden. Hier wird seit jeher mit zweierlei Maß gemessen und das Narrativ eines doppelten Standard nährt auch eine 2011 von Julie A. Reid, Sinikka Elliot und Gretchen R. Webber veröffentlichte Studie.
Insgesamt nahmen 273 Studenten an ihr teil. Es wurde hierbei festgestellt, dass Frauen immer noch die Sorge haben, wegen ihrer flüchtigen Sexdates stigmatisiert und ausgegrenzt zu werden. Während er, der nur sex will, absolut keine Bedenken diesbezüglich zu haben braucht. Manchmal reicht eben das vermeintliche Alibi „Ich bin doch auch nur ein Mann” aus.
Lisa Wade, Soziologieprofessorin und Bloggerin spricht in ihrer Studie aus dem Jahr 2017, ebenfalls von einem Ungleichgewicht. Zwar suchen und wollen mehr Frauen nur den Sex, fühlen sich aber in der modernen Sexkultur nicht als gleichberechtigt. Das liegt oft daran, dass sie ihr Vergnügen dem des Mannes untergeordnet sehen, weil sein Fokus auf der eigenen Lust und Befriedigung liegt.
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Keine Emanzipation beim Thema Sex ohne Liebe?
Die LGBTQ+-Community ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich seit der Revolution der „freien Liebe“ in den 60er Jahren sehr vieles weiterentwickelt hat. Heute gelingt es mehr Menschen, traditionelle Ideale abzuschütteln oder neu zu definieren. Die Sexualität der Gegenwart ist sowohl diverser als auch komplexer. Schnelle, unverbindliche Rendezvous nehmen nicht zuletzt dank Dating-Apps wie Tinder, OkCupid, Grindr oder Bumble stark zu. Alte Grenzen verwischen, Geschlechterrollen werden ummodelliert und verstaubte Klischees neu definiert. Schaut man sich hierzu ein paar Zahlen an, wird man schnell feststellen, dass die Frau von heute dem Mann in nichts nachsteht.
Laut einer repräsentativen Umfrage des GEWIS-Instituts können sich 95 % aller deutschen Frauen sehr gut vorstellen, Sex ohne Liebe zu haben.
Eine norwegische Studie besagt auch, dass annähernd 66 % der Frauen ihren letzten One-Night-Stand nicht bereuen. Und wenn doch, dann oft nur, weil sie sich um ihren guten Ruf sorgen, und nicht, weil ihnen der Sex ohne Verpflichtungen keinen Genuss bereitet hat.
Bei den Männern sind es nahezu 80 %, die nach einer unverbindlichen heißen Nacht keine Reue empfinden. Allerdings nur, solange sie auf ihre Kosten kommen und der Höhepunkt nicht ausbleibt.
Eine Untersuchung von 2012 weist den Trend auf, dass viele Teenager und junge Erwachsene den Sex, aber keine Beziehung möchten. Sie erleben „Sex ohne Liebe“ auch als eine Möglichkeit, potenzielle Partner für eine feste Bindung erst zu testen.
Eine 2014 enstandene Studie aus den USA führt an, dass 50 % der 18- bis 24-Jährigen bereits flüchtigen Sex ohne Gefühle hatten und dass 40 % dieser Altersgruppe lieber datet, als eine Beziehung einzugehen.
Ist man zwangsweise verliebt, wenn man einfach nur Sex hat?
Im Grunde aktiviert jede Stimulation des Intimbereichs das Dopaminsystem des Gehirns. Ein Areal, das mit dem Belohnungszentrum verknüpft ist und wo laut Forschern der Universität Genf die Wurzel romantischer Liebe liegt. Das Gehirn setzt durch die Ausschüttung von Hormonen wie Oxytocin, Vasopressin und Dopamin alles daran, dass wir Gefühle beim Sex nicht abstellen können. Die Sinne wirken gestärkt, man riecht, schmeckt, hört und fühlt wesentlich intensiver.
Das erklärt, warum manche Menschen, nachdem sie nur Sex und eigentlich keine ernsthaften Absichten hatten, sich dann doch aneinanderbinden. Aus biologischer Sicht ist es somit fast unmöglich, Sex und Liebe zu trennen.
Körperliche und seelische Auswirkungen einer reinen Sexbeziehung
Sex ohne Gefühle kann nachweislich der menschlichen Psyche schaden. Untersuchungen aus dem Jahr 2015 zeigen, dass es jungen Frauen tendenziell schwerer fällt als Männern, Gefühle beim Sex zu unterbinden. Je häufiger sie sich auf unverbindliche Kontakte eingelassen haben, desto stärkere negative emotionale Ergebnisse wurden festgestellt.
Werden Sehnsüchte nach Intimität nicht erfüllt, können allerdings bei beiden Geschlechtern Gefühle wie Angst, Reue oder Depression die Folge sein, was sich auch auf das Selbstwertgefühl auswirken kann. Neben nachteiligen psychischen Auswirkungen, existieren auch körperliche Risiken, wie sexuell übertragbare Krankheiten und ungeplante Schwangerschaften.
Wie kann man Sex und Liebe trennen?
Sex ohne Verpflichtungen kann für jene Menschen die perfekte Lösung sein, die im sexuellen Verlangen einfach nur einen Trieb sehen. Ähnlich dem Durst- oder Hungergefühl muss dieser nur gestillt werden. Alles ist auf die sexuelle Befriedigung ausgerichtet, unverbindlich und völlig ohne emotionale Investition. Die eigene Lust und der eigene Spaß stehen an erster Stelle.
Viele Menschen, die beispielsweise zu beschäftigt oder immer noch verletzt von einer vergangenen Beziehung sind, nutzen diese Art der reinen Sexbeziehung. Denn Sex ohne Gefühle zu haben, kann für den Moment pur und funktional sein. Hier gibt es kein Richtig oder Falsch, damit es aber auch nur beim Sex bleibt und niemand enttäuscht wird, sollte man einiges beachten.
Hier einige Tipps und Tricks wie es mit dem Sex ohne Gefühle funktionieren kann:
- Seid ehrlich zu euch und eurem Partner und etabliert dieses Muster von Anfang an.
- Kommuniziert klar eure Erwartungen und teilt diese explizit mit, um Verletzungen und Verwirrung zu vermeiden.
- Macht es nicht kompliziert und beschränkt euch auf den gemeinsamen Sex.
- Reduziert die Interaktionen auf eine unbeschwerte, unterhaltsame und für beide Seiten leicht verdauliche Art und Weise.
- Zieht klare Grenzen und stellt Regeln auf wie z. B.: Keine Guten-Morgen-SMS, keine Paar Aktivitäten, kein Händchen halten, keine Übernachtungen oder kein Kuscheln. Absolut nichts, was fehlinterpretiert werden kann.
- Sucht nach Menschen, die dasselbe wollen.
- Erwartet nicht mehr, als euch die andere Person geben kann oder will und wahrt den nötigen Respekt füreinander.
Sex ohne Beziehung, geht das? Ein Wort zum Schluss
So sehr sich beide Geschlechter absolute, sexuelle Freiheit und Selbstbestimmung wünschen, manche Dinge lassen sich nicht nach Belieben steuern. So verhält es sich auch mit unserer menschlichen Biologie, die sich nicht einfach auf Knopfdruck abstellen lässt.
Damit die Hormone am Ende niemandem das Herz brechen, sollte im Vorfeld klar sein, welche Erfahrung man sich von der Idee des „Sex ohne Liebe“ verspricht. Mann und Frau sind unterschiedlich in ihrer Beschaffenheit und wie so oft liegt auch hier die Lösung in der richtigen Kommunikation. Dadurch kann man Dramen vorbeugen und kommt zum Genießen.
