Umfrage: Wieso nehmen Geschlechtskrankheiten zu?

Trotz stärkerer Aufklärung und mehr Offenheit in der Gesellschaft ist in den letzten Jahren eine Zunahme der Fallzahlen an Sexualkrankheiten festzustellen. Die Online-Arztpraxis Zava ist in einer Umfrage dieser widersprüchlichen Entwicklung auf den Grund gegangen. Leitfrage: Wie sehr wird beim Sex auf Verhütung geachtet?

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58 Prozent hatte schon mal ungeschützten Geschlechtsverkehr

Obwohl die Risiken bekannt sind, wird beim Sex vermehrt auf Verhütung verzichtet. Das hat zur Folge, dass es immer mehr Neuansteckungen mit Geschlechtskrankheiten gibt. Zwar ist die Zahl der HIV-Infektionen seit Jahren rückläufig, dafür kommt es laut dem Robert-Koch-Institut zum Beispiel zu immer mehr Syphilis-Infektionen. Für das Jahr 2018 wurden 7.349 Fälle gemeldet, zur Jahrtausendwende waren es nur rund 2.000 Fälle.

Was sind die Gründe? Das wollte die Online-Arztpraxis Zava in einer Umfrage unter Männern und Frauen zwischen 18 und 35 Jahren herausfinden. Von den Befragten gaben 58 Prozent, deutlich mehr als die Hälfte, an, dass sie bereits ungeschützten sexuellen Kontakt hatten. Verhütung scheint von vielen nicht sonderlich ernst genommen zu werden.

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Aber zumindest sind die meisten hinterher einsichtig. Mehr noch: Wer sich ohne Verhütung vergnügt hat, merkt spätestens nach dem Akt, dass das doch sehr fahrlässig war – und zwar nur für ein bisschen Spaß. So sagen 66 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass sie sich im Anschluss Sorgen machen.

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Die Hälfte ließ sich noch nie testen

Und wie sieht es mit einem Test auf Geschlechtskrankheiten aus? Ähnlich besorgniserregend. Die Ärzte empfehlen einen sogenannten STI-Test (sexually transmitted infections-Test), den allerdings lediglich 54 Prozent der befragten Männer und Frauen schon mal gemacht haben. Rund die Hälfte hat bisher auf einen STI-Test verzichtet. Warum? 33 Prozent dachten, es sei nicht so wichtig, sich testen zu lassen. 24 Prozent begründen die Entscheidung mit der Angst vor dem Ergebnis. Weitere 21 Prozent schämen sich und wollten nicht mit einem Arzt darüber sprechen.

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Es zeigt sich also, dass nicht nur Verhütung von vielen auf die leichter Schulter genommen wird. Auch die Bereitschaft, sich auf Sexualkrankheiten testen zu lassen, ist erschreckend niedrig. Mediziner schlagen daher Alarm. Beverley Kugler, ärztliche Leiterin bei Zava, betont: „Ein STI-Test verschafft schnell und einfach Gewissheit, ob eine sexuell übertragbare Infektion besteht. Bei einer Ansteckung ist eine ärztliche Behandlung sehr wichtig. Sexuell übertragene Krankheiten sind Infektionen, die durch Viren, Bakterien, Parasiten oder Pilze verursacht werden.“ Und weiter: „Manche Geschlechtskrankheiten verursachen nur im Genitalbereich Beschwerden, andere betreffen den gesamten Körper.“

Zwar ist ein STI-Test nicht verschreibungspflichtig, dennoch empfehlen Experten, sich nur unter professioneller Anleitung auf Sexualkrankheiten testen zu lassen. Bei Männern findet eine Laboruntersuchung des Urins statt, bei Frauen wird ein Abstrich genommen, um die DNA oder RNA analysieren zu können. Die Kosten für einen STI-Test liegen etwa zwischen 30 und 90 Euro.

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Sexualkrankheiten verlaufen oft symptomlos

Die Teilnehmer wurden auch gefragt, ob jede Sexualkrankheit Symptome verursacht. 30 Prozent gaben an, das nicht zu wissen. Weitere 17 Prozent meinten „Ja“. Aber: Das stimmt so nicht. Wie Kugler bestätigt, sei es nicht unüblich, dass eine Infektion zunächst ohne Symptome verläuft. Somit wurde die Frage von rund der Hälfte der Männer und Frauen gar nicht oder falsch beantwortet. Die Aufklärung scheint diesbezüglich mangelhaft zu sein.

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Dabei ist es wichtig zu wissen, dass nicht zwingend Symptome auftreten müssen oder mehrere Sexualkrankheiten von der Symptomatik nicht zu unterscheiden sein können. Kugler sagt: „Ein später Behandlungsbeginn erhöht das Risiko für Komplikationen, Spätfolgen und Übertragung auf andere. Eine unerkannte Chlamydieninfektion zählt zum Beispiel zu einer der Hauptursachen von Unfruchtbarkeit bei jungen Frauen.“

Eine Hilfestellung, um eine Infektion zu erkennen, bietet der Symptom-Checker von Zava, der hier abrufbar ist.

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