Studie: Erotikromane sind bei gebildeten Frauen sehr beliebt

Ein Klischee besagt, dass Erotikromane nur von einsamen Hausfrauen mit einer Vielzahl an unerfüllten sexuellen Wünschen gelesen werden. Doch ist das wirklich so? Oder ist diese Art der Literatur vielleicht auch bei anderen Gruppen von Frauen beliebt? Eine neue Studie gibt Aufschluss.

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Frauen mit hohem Bildungsniveau lesen gerne Erotikromane

Spätestens seit dem Hype um die „Fifty Shades of Grey“-Buchreihe und den dazugehörigen Hollywood-Verfilmungen ist Erotikliteratur in der Gesellschaft kein Tabuthema mehr. Vor allem Frauen können seither plötzlich öffentlich über ihre sexuellen Wünsche und Bedürfnisse sprechen, ohne dafür mit leicht irritierten und verächtlichen Blicken bedacht zu werden.

Doch wie sieht es allgemein mit der Beliebtheit von Erotikromanen bei Frauen aus? Handelt es sich bei „Fifty Shades of Grey“ um eine Eintagsfliege oder lässt sich die Damenwelt grundsätzlich gerne durch erotische Texte inspirieren? Und vor allem welcher Frauentyp ist an dieser Art von Literatur interessiert?

Forscher des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik (MPIEA) sind diesen Fragen in einer Online-Studie auf den Grund gegangen und haben die Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Humanities & Social Sciences Communications“ veröffentlicht.

Von den Teilnehmerinnen der Untersuchung geben 420 an, gerne Erotikromane zu lesen. Davon identifiziert sich mit 85 Prozent die Mehrheit als heterosexuell. Außerdem befinden sich die meisten dieser Frauen in einer Partnerschaft – 39 Prozent in einer Ehe, 28 Prozent in einer festen Beziehung ohne rechtliche Verbindung.

Die wohl interessanteste Erkenntnis ließ sich aber bezüglich des Bildungsniveaus jener Frauen gewinnen. So schreibt die MPIEA-Forschungsgruppe, dass es sich bei der Leserschaft von erotischer Literatur mehrheitlich um Frauen „mit einem überdurchschnittlichen Bildungsniveau“ im Alter zwischen 20 und 40 handelt.

Und auch der Austausch über die Lesererfahrung spielt für diese Gruppe der Frauen eine wesentliche Rolle. So gibt ein Großteil an, im Nachhinein gerne mit sozialen Kontakten über das Gelesene zu sprechen.

Viele Frauen lassen sich für das eigene Liebesleben inspirieren

Auch nach den Beweggründen für den Hang zu Erotikromanen wurden die Studienteilnehmerinnen gefragt. Eine der meistgenannten Antworten ist dabei die Ablenkung. Scheinbar nutzen also viele Frauen diese Art von Literatur dazu, einen freien Kopf zu bekommen und dem Alltagsstress zumindest für eine kurze Zeit zu entfliehen. Außerdem sagen einige Befragte, dass Erotikromane in ihnen ein „Gefühl der Leichtigkeit“ auslösen.

Weiterer Beweggrund: Inspiration für das eigene Liebesleben. Viele Frauen übertragen also das, was in erotischer Literatur in Worten beschrieben ist, aufs echte Leben und integrieren es in den Sex mit ihrem Partner.

Besonders überraschend ist, dass viele der Studienteilnehmerinnen erotische Romane zu einem Gewissen Grad als emanzipiert, feministisch und progressiv empfinden, wie Maria Kraxenberger verrät. Dies könne laut der Studienautorin an einem traditionellen Verständnis in Bezug auf die männlichen und weiblichen Geschlechterrollen liegen.