BZgA-Studie: Die beliebtesten Verhütungsmethoden der Deutschen

Eine Studie der BZgA hat ergeben, das Pille und Kondom weiterhin die beliebtesten Verhütungsmittel der Deutschen sind. Das Ergebnis fiel sogar noch eindeutiger aus als bei der vorhergehenden Studie aus dem Jahr 2011.

Mehr als 90 Prozent nutzen Pille oder Kondom

Welches Verhütungsmittel steht bei den Deutschen ganz vorne? Eine Studie vom Bundeszentralamt für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) von Ende 2018, die anlässlich des Weltverhütungstages am 26. September dieses Jahres veröffentlicht wurde, gibt Aufschluss. 47 Prozent der befragten sexuell aktiven Frauen und Männer geben an, zur Verhütung die Pille zu nutzen, 46 Prozent ein Kondom. Zum Vergleich: Die Spirale ist nur für 10 Prozent und Sterilisation des Mannes sogar nur für 3 Prozent die bevorzugte Verhütungsmethode.

Verhütungsmittel Studie BZgA

Mit einem Anstieg von 9 Prozent gegenüber 2011 ist vor allem das Kondom in den letzten Jahren beliebter geworden. Die Pille hingegen hat 6 Prozentpunkte verloren, ist aber immer noch beliebtestes Verhütungsmittel, wenn auch nur noch knapp vorm Kondom.

Insbesondere in der jungen Altersgruppe macht sich der Trend zur Kondomnutzung und die Abkehr von der Pille bemerkbar. Bei den 18- bis 29-Jährigen sank der Anteil der Pillennutzenden seit 2011 von 72 Prozent auf 56 Prozent, also um ganze 16 Prozentpunkte. Auch bei den 30- bis 39-Jährigen ist die Pille mit einem Verlust von 6 Prozentpunkten in den vergangenen sieben Jahren unbeliebter geworden.

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Sicherheit am wichtigsten

Eindeutig fiel auch das Ergebnis bei der Frage aus, welche Gründe die Nutzung von Verhütungsmitteln hat. Für ganze 42 Prozent haben Sicherheit und Zuverlässigkeit die oberste Priorität. Der Anteil liegt damit sogar noch 4 Prozentpunkte höher als 2011. Ebenfalls wichtig: Einfache, praktische und bequeme Anwendbarkeit. Das geben 32 Prozent der weiblichen und männlichen Studienteilnehmer an. Gute Verträglichkeit und wenig Nebenwirkungen (21 Prozent) komplettiert die drei am häufigsten genannten Gründe für die Nutzung eines Verhütungsmittels.

Gründe für die Wahl der verwendetenVerhütungsmethode(n)

Speziell nach dem Grund für die Nutzung von Pille oder Kondom gefragt, spielt der Sicherheitsgedanke ebenfalls die wichtigste Rolle. 69 Prozent nutzen ein Kondom plus eine andere Verhütungsmethode, um sich vor ungewollter Schwangerschaft und Geschlechtskrankheiten zu schützen. Für immerhin noch 47 Prozent ist das der Grund allein mit der Pille zu verhüten, für 35 Prozent allein mit dem Kondom.

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Frauen nutzen andere Informationsquellen als Männer

Die Aufklärung über Verhütungsmittel ist heutzutage deutlich besser als noch vor einigen Jahren. Das hat auch Dr. med. Heidrun Thaiss erkannt. Die Leiterin der BZgA erklärt: „Frauen und Männer fühlen sich heute zunehmend besser über Verhütungsmethoden informiert. Das ist eine ausgesprochen positive Entwicklung.“

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Und weiter: „Die BZgA trägt im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags dazu bei, Menschen zu befähigen, sichere Entscheidungen zu persönlichen Fragen der Sexualität und Familienplanung treffen zu können. Mit unseren interessenunabhängigen, wissenschaftlich gesicherten Angeboten zu Verhütungsmitteln und Verhütungsmethoden unterstützen wir sie sowie Multiplikatoren im Gesundheitssystem in Arztpraxen und Beratungsstellen über zielgruppengerechte Informationskanäle und Medien.“

Was die Informationsquellen angeht, gibt es starke Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Mit 80 Prozent ist für die mit Abstand meisten Frauen der Frauenarzt die erste Ansprechperson, wenn es um Fragen zur Verhütung geht. Weitere 29 Prozent der weiblichen Befragten informieren sich übers Internet, 21 Prozent fragen Bekannte/Freunde und 20 Prozent lesen Berichte in Zeitungen.

Demgegenüber beziehen Männer ihre Informationen über Verhütungsmethoden hauptsächlich aus dem Internet (40 Prozent) oder von Bekannten/Freunden (40 Prozent). Auch die Schule (38 Prozent) ist bei den männlichen Befragten als Informationsquelle weit vorne. Beratungsstellen werden hingegen weder von Frauen (1 Prozent) noch von Männern (1 Prozent) für Verhütungsfragen aufgesucht.

Frauen sehen hormonelle Verhütung skeptisch

Die weiblichen Studienteilnehmer wurden auch zu ihrer Haltung über hormonelle Verhütungsmethoden befragt. Das Ergebnis: Mehrheitlich sind sie davon überzeugt, dass Verhütung mit Pille oder anderen Hormonen negative Auswirkungen auf Körper und Seele haben kann. Von den Frauen, die die Pille einnehmen, stimmen dem 38 Prozent vollständig und 40 Prozent teilweise zu, von den Frauen ohne Pille sogar 55 Prozent und 26 Prozent.

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Damit geht einher, dass nur die wenigsten Frauen der Meinung sind, es sei unbedenklich, hormonelle Verhütung über Jahre zu praktizieren. 55 Prozent lehnen das gänzlich ab und zumindest 20 Prozent sind sehr skeptisch, was die regelmäßige Einnahme der Pille oder Hormonen in anderer Form angeht.

Aus diesem Grund würde ein Großteil der befragten Frauen sehr junge Mädchen auch davon abhalten, zur hormonellen Verhütung zu greifen. 43 Prozent lehnen derartige Verhütungsmethoden in dieser Altersgruppe gänzlich ab, 20 Prozent sind zumindest nicht wirklich überzeugt. Die Begeisterung über hormonelle Verhütung hält sich beim weiblichen Geschlecht also in Grenzen.

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